Matheus Nangolo

Über mich

Am 4. Februar 1975 wurde ich im Norden Namibias in einer Stadt namens Okongo als Matheus Nghanekwa Nangolo geboren. Außer mir hat meine Mutter noch weitere 5 Kinder.

Genau dort fängt meine Geschichte an.

Weil in Namibia der Krieg tobte, flüchtete meine Mutter mit mir und 2 weiteren Geschwister in das Nachbarland Angola, als ich ca. 2 Jahre alt war. Es war grauenvoll, denn wir hatten kaum etwas zum Essen. Auch mußten wir oft das Flüchtlingslager verlassen und uns in den Kaffeeplantagen vor feindlichen Angriffen verstecken.

Eines Tages im Jahre 1979 erfuhr ich von meiner Mutter, daß ich mit anderen Kindern zusammen nach Deutschland fliegen werde, weil ich dort sicher bin, ich mehr zu essen bekomme und es mir besser gehen soll. Was ich damals noch nicht wußte, war daß es ein Abkommen zwischen der SWAPO(Befreiungsbewegung von Namibia) und der Regierung der DDR gab, welches besagt, daß so und soviel Kinder in der DDR eine Schulbildung erhalten sollen, bis der Krieg beendet ist.

18. Dezember 1979. Dieses Datum bleibt mir unvergeßlich, denn an diesem Tag betrat ich als 4 jähriges Kind das 1. Mal deutschen Boden. Ich erinnere mich daran, daß ich große Angst hatte, aus dem Flugzeug zu steigen, denn unten standen viele Soldaten Spalier bis zum Bus. Ich verband mit den Soldaten große Gefahr. Diese waren die ersten Soldaten, die ich sah, die keine Kriegshandlungen ausführten. Es waren die NVA - Soldaten der DDR. Für mich began jetzt eine Zeit, die geprägt war, von großen Umstellungen, Zufriedenheit und dem wundervollen Gefühl genug zu Essen zu bekommen. Im Kinderheim Bellin traf ich viele alte Bekannte und Freunde aus Angola wieder und habe andere dort kennengelernt. Mit der Zeit wuchsen wir zu einer großen Familie zusammen.

Da es in Kinderheim Bellin bald Platzmangel gab (es wurden ingesammt 430 Kinder in die DDR geschickt) fand für mich und meine Freunde (die sogenannten "79er") 1985 ein Schul-und Wohnwechsel nach Staßfurt statt.

Nachdem ich mich 11 Jahre in der DDR heimisch gefühlt habe und Deutsch besser beherrschte als meine Muttersprache Oshiwambo, mußten wir recht plötzlich nach Namibia zurück. Der Krieg war beendet und Namibia ein unabhängiges Land. (21. März 1989 Independence Day) Das war toll, doch viele von uns hatten kaum Erinnerungen an unser Land, höchstens an die Zeit in Angola. Wir wußten nicht was uns erwartet. Am 28. August 1990 betrat ich nach so langer Zeit mein Heimatland wieder. Mittlerweile war ich recht deutsch sozialisiert und fiel bei meinen Landsleuten auf. Man nannte uns "Die Deutschen" oder auch "SWAPO Kinder" oder "Ex-DDR- Kinder". Erneute große Umstellungen kamen auf uns zu. Da ich eine Tante hatte die in der Hauptstadt Windhoek wohnt, hatte ich Glück und konnte dort in eine deutsche Schule gehen und meine 12. Klasse beenden. Meine Freunde und ich waren die ersten schwarzen Schüler an dieser Schule, was durchaus nicht einfach war. (vorher galt das Appartheidsgesetz)

1996 landete ich wieder in Deutschland, diesmal das 1. Mal im "Westen". In Trossingen habe ich meine Ausbildung zum Zimmermann absolviert. Nach diesen 3 Jahren bekam ich Heimweh nach Namibia und flog im Mai 1999 "nach Hause".

Und hier passierte mir etwas Wundervolles. Ich begegnete meiner jetzigen Frau Stefanie, die in Windhoek im pädagogischen Bereich arbeitete. Nach Beendigung ihrer Tätigkeit mußte sie leider wieder zurück nach Deutschland. Ich folgte ihr nach Berlin wo wir im Jahr 2000 geheiratet haben. Mittlerweile haben wir 3 Kinder und sind alle miteinander glücklich.

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